Predigen
"Das linksliberale "Lager" hat sich von seiner schlimmsten
und besten Seite gezeigt. Die unsichtbare Trennwand in der Debatte war eine
metaphysische. Teile der Grünen verstehen sich als zivilreligiöse Bewegung, die
ihren Wählern anbietet, mit einem Kreuz bei ihnen dem Paradies auf Erden einen
Schritt näher zu kommen. Bei den Sozialdemokraten ist dies deutlich weniger
präsent. Aber auch da waren es sozialreligiöse Schwärmer, die mich am liebsten
mundtot gemacht hätten. Sie sahen in mir den Ketzer, der das zivilreligiöse
Fundament unserer Gesellschaft infrage stellt. Und sie haben damit recht. Ich
stelle es infrage. Ich bin Laizist aus Überzeugung und finde gleichzeitig, dass
die Religion in der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen darf. Und die
beste Seite? Das waren Intellektuelle und Künstler wie Igor Levit, Sascha Lobo
und Carolin Emcke, mit denen ich sonst rituell über Kreuz liege, die mich aber
verteidigten, als die Attacken maßlos wurden. Sie fanden, dass Kritik auch an
Predigten möglich sein müsse, ohne den Kritiker direkt an einen Pranger für
Ketzer zu stellen. Sie bemühten sich um eine Versachlichung der Debatte. Eine
neue alte Rolle für den aufklärerischen Intellektuellen." (ZEIT)
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