Dienstag, 30. Januar 2018

30.01.2018 - Antisemitisch



Als meine Familie 1960 nach Heilbronn zog, da fragte eine alte Heilbronnerin – eine Nachbarin meine Mutter in einem netten Gespräch, „Sind Sie evangelisch oder katholisch?“

Obwohl meine Eltern nie in die Kirche gingen, sagte meine Mutter verlegend, „Wir sind evangelisch“.

„Das ist gut, Heilbronn ist immer schon evangelisch“, stellte triumphierend die Nachbarin, „katholisch wäre schlimm – katholisch ist schlimmer als jüdisch“.

Ich war sehr erschrocken. Ich war als einiges Mitglied der Familie seit meinem fünften Lebensjahr sonntags in die Kirche gegangen, dank der Nachbarin, die Witwe Berta Franz, in meiner Heimat Grimmen/Meck-Pomm, die mich für die Christenheit gerettet hatte.

Erst ging ich jeden Sonntag sehr gern in den Normal-Gottesdienst, weil der lutherische Gottesdienst feierlich,   später in den Kinder-Gottesdienst … von meinem 14. Lebensjahr wechselnd in die den katholischen und evangelischen Gottesdienst.  Weil ich nicht wusste, welche der richtige Kirche für mich ist.

Nachdem ich beim evangelischen Kirchentag 1969 war, bin ich aus der evangelischen Kirche austritt. Das war nicht meine Kirche. Nach Jahrzehnten wurde katholisch – und bin es heute noch – mit Begeisterung.

Heilbronn war immer antisemitisch und anti-katholisch. Der Rat der Stadt Heilbronn war streng protestantisch – und antisemitisch. Da hatte die alte Nachbarin in ihrer Naivität Recht.

Bis 1830 durften in Heilbronn über 300 Jahren Juden nicht wohnen. Das war das Gesetz der Protestanten in Heilbronn. Und der Antisemitismus dauerte weit über das Jahr 1945 hinaus. Und ist heute noch spürbar.

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