Sonntag, 25. Februar 2018

25.02.2018 - Kampf

Der Kampf als inneres Erlebnis


So lebten wir dahin und waren stolz darauf. Als Söhne einer vom Stoffe berauschten Zeit schien Fortschritt uns Vollendung,
die Maschine der Gottähnlichkeit Schlüssel, Fernrohr und Mikroskop Organe der Erkenntnis. Doch unter immer glänzender und polierter Schale, unter allen Gewändern, mit denen wir uns wie Zauberkünstler behingen, blieben wir nackt und roh wie die Menschen des Waldes und der Steppe.

Das zeigte sich, als der Krieg die Gemeinschaft Europas zerriß, als wir hinter Fahnen und Symbolen, über die mancher längst ungläubig gelächelt, uns gegenüberstellten zu uralter
Entscheidung. 

Da entschädigte sich der wahre Mensch in rauschender Orgie für alles Versäumte. da wurden seine Triebe, zu lange schon durch Gesellschaft und ihre Gesetze gedämmt, wieder das Einzige und Heilige und die letzte Vernunft. 

Und alles, was das Hirn im Laufe der Jahrhunderte in immer schärfere Formen gestaltet hatte, diente nur dazu, die Wucht der Faust ins Ungemessene zu steigern.Das liegt nun hinter uns, schwarz und unheimlich wie ein Wald, zur Nacht durchschritten. Wer könnte nicht verstehen, daß da der Atem schneller weht? Wir stürzten uns wie Taucher ins Erleben und kehren verändert zurück.

Was ging am Grunde vor? Träger des Krieges und seine Geschöpfe, Menschen, deren Leben zum Kriege führen mußte und durch ihn in neue Bahnen, neuen Zielen zugeschleudert wurde - was waren wir ihm, und was war er uns? Das ist eine Frage, die heute mancher zu beantworten sucht.

Ernst Jünger: Der Kampf als inneres Erlebnis, Vorwort 1922

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

31.12.2018 - Mäuseloch

Schämen Pech gehabt ... Sie wollten alle den Top-Journalisten aus dem SPIEGEL loben und ver-preisen. ... "Nach BILD-Recherchen kassiert...