Mittwoch, 24. Januar 2018

24.01.2018 - Nachhall

Grünlinker Hang zur Hypermoral
Die Provokationsstrategie der meist studentischen Revolutionäre zielte auf die «Verlogenheit» und «Doppelmoral» der bürgerlichen Politik und Öffentlichkeit. «Epater les bourgeois» hiess das Programm, den Spiessbürger schockieren und seine Ideologie «entlarven». So befand sich die «Neue Linke» stets im Angriffsmodus der Kritik an verknöcherten Verhältnissen, während das «Establishment» tapfer seine Glaubenssätze verteidigte – die immerwährende Sonntagsrede von der Kanzel der saturierten Wohlanständigkeit.
Ein halbes Jahrhundert später hat sich die Situation komplett gedreht: Der Mainstream in Medien und Politik ist im Zweifel deutlich links der Mitte, emanzipiert, ökologisch, nachhaltig, gendergerecht. Die Grünen, im Nachhall des 68er Protests gegen das bürgerliche Establishment gegründet, sind längst zur alternativlosen Staatspartei mit Hang zur Hypermoral geworden, während der rechte Flügel der konservativ-liberalen Wählerschaft zur offenen Rebellion übergegangen ist – teilweise in roher Form bis hin zu eindeutig rechtsradikalen Positionen. Das Ergebnis ist einigermassen grotesk: Die klassische Sonntagspredigt zur Verteidigung des Wahren, Schönen, Guten – vom Windrad bis zur Willkommenskultur – halten nun die einstigen Rebellen von 68 und ihre links-grünen Adepten, während die radikale Gesellschaftskritik jetzt von rechts vorgebracht wird – ein Hauch von Weimar. (NZZ)

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