Grünlinker Hang zur Hypermoral
Die Provokationsstrategie der meist
studentischen Revolutionäre zielte auf die «Verlogenheit» und
«Doppelmoral» der bürgerlichen Politik und Öffentlichkeit. «Epater les
bourgeois» hiess das Programm, den Spiessbürger schockieren und seine
Ideologie «entlarven». So befand sich die «Neue Linke» stets im
Angriffsmodus der Kritik an verknöcherten Verhältnissen, während das
«Establishment» tapfer seine Glaubenssätze verteidigte – die
immerwährende Sonntagsrede von der Kanzel der saturierten Wohlanständigkeit.
Ein halbes Jahrhundert später hat sich die Situation komplett gedreht:
Der Mainstream in Medien und Politik ist im Zweifel deutlich links der
Mitte, emanzipiert, ökologisch, nachhaltig, gendergerecht. Die Grünen,
im Nachhall des 68er Protests gegen das bürgerliche Establishment
gegründet, sind längst zur alternativlosen Staatspartei mit Hang zur
Hypermoral geworden, während der rechte Flügel der konservativ-liberalen
Wählerschaft zur offenen Rebellion übergegangen ist – teilweise in
roher Form bis hin zu eindeutig rechtsradikalen Positionen. Das Ergebnis
ist einigermassen grotesk: Die klassische Sonntagspredigt zur
Verteidigung des Wahren, Schönen, Guten – vom Windrad bis zur
Willkommenskultur – halten nun die einstigen Rebellen von 68 und ihre
links-grünen Adepten, während die radikale Gesellschaftskritik jetzt von
rechts vorgebracht wird – ein Hauch von Weimar. (NZZ)
Mittwoch, 24. Januar 2018
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
31.12.2018 - Mäuseloch
Schämen Pech gehabt ... Sie wollten alle den Top-Journalisten aus dem SPIEGEL loben und ver-preisen. ... "Nach BILD-Recherchen kassiert...
-
Kinderschutzbund + Kirche? Jetzt können nur noch im Sinne der Eltern ernsthaft und vernunftgemäß in Kinderporno im evangelischen Kinderg...
-
Wolfgang Hammelehle (Foto: jdu) In memoriam amoris mei In guter Erinnerung an einen sehr, sehr lieben, liebenswürdigen, geliebt...
-
Ich habe Wolfgang Hammelehle seit 1994 im Internet gesucht - und jetzt gefunden. Auf dem Friedhof... Wenn ich mich an Menschen wende, d...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen