Globalisierungskritiker tönen wie Hitler
Einzelne Historiker fühlten sich von Gaulands Diktion an Adolf Hitler erinnert. Dieser habe im November 1933, im ersten Jahr seiner Kanzlerschaft, eine Rede vor Arbeitern der Berliner Siemens-Werke gehalten, schreibt Wolfgang Benz, der frühere Chef des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, im «Tagesspiegel». Darin habe Hitler von einer «kleinen wurzellosen Clique» geredet, «die die Völker gegeneinander hetzt», von «Menschen, die überall und nirgends zu Hause sind, sondern die heute in Berlin leben, morgen genauso in Brüssel sein können, übermorgen in Paris und dann wieder in Prag oder Wien oder in London, und die sich überall zu Hause fühlen». Natürlich wussten Hitlers Zuhörer, dass er damit die Juden meinte.
Parallelen zwischen Hitlers Worten und denen Gaulands kann man durchaus sehen. Doch dann müsste man fairerweise auch darauf hinweisen, dass die meisten Globalisierungskritiker, ob rechts oder links, gelegentlich ein wenig wie Hitler tönen. Das macht sie noch lange nicht zu Nazis oder Antisemiten: Womöglich hat sich Gauland ja auch von dem 2015 verstorbenen Soziologen Ulrich Beck inspirieren lassen, der 2009 der «Zeit» sagte, zu den Verlierern zählten «die Beschäftigten in Branchen, die regional verhaftet sind und die durch die Globalisierung in die Defensive geraten», während Globalisierungsgewinner «gezielt Ländergrenzen überschreiten und mit grossen Vorteilen rechnen» könnten.
Ein Kommentator im Leserforum des «Tagesspiegels» stiess am Mittwochmorgen gar darauf, dass Gauland ganze Passagen seiner Rede beinahe wörtlich aus einem Gastbeitrag des Autors Michael Seemann übernommen hatte, der 2016 ausgerechnet im «Tagesspiegel» erschienen war, jener Zeitung also, die Gauland nun am schärfsten angriff: Seemann hatte von einer Klasse berichtet, «die fast ausschliesslich in Grossstädten lebt, die so flüssig Englisch spricht wie ihre Muttersprache, für die Europa kein abstraktes Etwas ist, sondern eine gelebte Realität, wenn sie zum Jobwechsel von Madrid nach Stockholm zieht». (NZZ)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
31.12.2018 - Mäuseloch
Schämen Pech gehabt ... Sie wollten alle den Top-Journalisten aus dem SPIEGEL loben und ver-preisen. ... "Nach BILD-Recherchen kassiert...
-
Kinderschutzbund + Kirche? Jetzt können nur noch im Sinne der Eltern ernsthaft und vernunftgemäß in Kinderporno im evangelischen Kinderg...
-
Wolfgang Hammelehle (Foto: jdu) In memoriam amoris mei In guter Erinnerung an einen sehr, sehr lieben, liebenswürdigen, geliebt...
-
Ich habe Wolfgang Hammelehle seit 1994 im Internet gesucht - und jetzt gefunden. Auf dem Friedhof... Wenn ich mich an Menschen wende, d...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen